Schön und idyllisch, der
Fachwerk-Backes auf der Wiese in Langenholdinghausen. Nur ein paar
Meter daneben fließt der Bach vorbei. (Foto: presseweller)
Der Backtag war in früheren Zeiten etwas Besonderes
Juli 2015. Siegen
(dialog/ prw). „Backes“ so wird in vielen Dörfern des
Siegerlandes das zentrale Backhaus genannt. Nachdem es ruhiger um diese traditionellen Backeser geworden war, sind seit schon so einigen Jahren in vielen Orten wieder solche Backhäuser zu
sehen, meist fein herausgeputzt. Viele standen und stehen gleich an
einem Bach oder in der Nähe davon.
„Wenn bi oos em
Dorf gebacke wuur, woar dat emmer wat Besonneresch“ (wenn bei im
Dorf gebacken wurde, war das immer etwas Besonderes) erzählte Emmy.
Der Teig wurde zu Hause vorbereitet und in großen Schüsseln oder Trögen in den
Backes gebracht. War man nicht als Erster dran, war der große
steinerne Backofen bereits eingeheizt. Früher dienten zur Feuerung
neben anderem Schanzen, so heißen die Reisigbündel, die bei der
Haubergsarbeit anfallen. War die Glut gut und die richtige Hitze
erreicht, wurde der Ofen ausgeräumt, und es konnte mit dem Backen
losgehen. Wer wann dran war, wurde in diesem Dorf im Freudenberger
Land ausgelost. Wer als Erster vom Los bestimmt war, musste auch den
Ofen anheizen. Im Nachgang nach dem Brot wurde mit der Resthitze noch
„Blechkuchen“, zum Beispiel Streuselkuchen, gebacken. Übrigens
ging es natürlich bei den Familien nicht nur um ein Brot und einen
Kuchen, sondern es wurde direkt auf Vorrat gebacken. So erzählte man
es uns aus diesen alten Zeiten aus den 1930er- und bis in die
1950er-Jahre.
Neu, renoviert und
wieder Backtage
Mit der Neuzeit
verschwand hier und da der Backes oder war verfallen. Es waren meist
Heimatvereine, die sich der Tradition annahmen. Backhäuser wurden
neu aufgebaut oder grundlegend renoviert. Seit Langem gibt es auch
wieder Backtage und sogar Backesfeste. Meist kann auch direkt vor
Brot gekauft werden. Backesbrot oder richtiges „Schanzenbrot“ ist
bei vielen beliebt. Seit Jahren wird auch eine Broschüre mit den
Backtagen in den verschiedenen Orten herausgegeben. Sie ist unter
anderem beim Tourismusverband Siegen-Wittgenstein erhältlich.
Von Mausbach bis
Wilnsdorf
Mittlerweile gibt es
wieder eine ganze Reihe an Backhäusern, oft im schmucken
Fachwerkstil. Der Reigen geht von der nahen Grenze des Siegerlandes
wie in Mausbach und anderen Dörfern des Freudenberger Landes wie in
Heisberg und Heuslingen über das Netpher Land wie in Helgersdorf und
eingemeindete Orte im Bereich Siegen wie Bürbach und Eisern bis nach
Burbach wie in Wahlbach und an die hessische Grenze im Hickengrund
wie in Niederdresselndorf.
Man kann sich also
verschiedene Touren vornehmen, um auf die Backes-Spuren zu kommen.
Und wer Brot kaufen und – je nach örtlichem Angebot – gleich
probieren will, unternimmt seinen Ausflug am besten, wenn Backtag
oder Backesfest ist. Emmy sah das auch so: „Backesbroart schmeckt
good, annersch als dat annere.“ Einfach mal selbst probieren.
Tipps zum Belag
1. Die einen mögen
es am liebsten mit „guter Butter“.
2. Andere mit
Schmalz
3. Wieder andere,
ideal, wenn vor Ort vorhanden, mit Hausmacher Blut- oder Leberwurst
4. Dann auch noch
mit Butter und Marmelade, Gelee oder Honig
Jeder, wie es ihm am
besten schmeckt. (presseweller)
Autor Jürgen Weller
schreibt und veröffentlicht in Zeitungen und Zeitschriften seit über
35 Jahren zu Siegen und Siegerland, von Veranstaltungstipps über
Geschichten mit Besonderheiten des Siegerlandes bis zu Reiseberichten
und Magazinen.
Mehr zum Siegerland
gibt es bei freiem Zugang auch auf den Seiten http:/www.buch-juwel.de
Hinweis für
Redaktionen: Zu weiteren Fotos zu diesem oder anderen Siegerländer
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